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Binge Eating Disorder (BED)

Binge Eating Disorder (BED) / "Fresssucht"

Die englische Vokabel Binge für "Gelage" sowie Eating für "Essen" benennen in Kombination eine psychiatrische Störung, die als Binge Eating Disorder (BED) bekannt ist. Die Binge Eating Disorder ist eine Form der Essstörung, bei der Personen jeden Alters regelrechte Essattacken durchleben und unkontrolliert große Mengen an Lebensmitteln zu sich nehmen. Dabei essen sie schnell und wahllos, ohne ein Hunger- oder Sättigungsgefühl zu erfahren. Erst ein unangenehmes Völlegefühl beendet die extremen Heißhungerattacken, unter denen Betroffene der Binge Eating Disorder leiden.

Damit ähnelt die BED als Essstörung stark einer Sucht, wird sogar als "Fresssucht" bezeichnet, ist jedoch von den Suchterkrankungen insofern abzugrenzen, da sie nicht stoffgebunden ist. Der Stoff "Nahrung" löst keine Abhängigkeit aus. Der krankhafte Charakter der Fresssucht liegt eher noch im Verhalten der Betroffenen. Daher gliedert man die BED  statt an Suchterkrankungen, besser noch an die Verhaltensstörungen an. Dabei ist jedoch die Eigenart der BED zu berücksichtigen, dass mit dem Unterlassen des Verhaltens "Essen" keine Panik verbunden ist, wie sie für Verhaltensstörungen sonst häufig typisch wäre.

Symptome und Folgen der Binge Eating Disorder

Die Essstörung BED ist wiegesagt von massiven Essattacken geprägt. Durch die enorme Zufuhr von Kalorien kommt es zu vielerlei Symptomen, die zum Teil erst spät, dann aber umso drastischer auf die Gesundheit schlagen. Betroffenen fällt es daher am Anfang schwer, die Essstörung als Krankheit zu erkennen.

Im Unterschied zur Bulimie ist die Binge Eating Disorder auch nicht von gegensteuernden Maßnahmen wie Abführmittelmissbrauch, übertriebenem Training oder Erbrechen geprägt.  Dadurch sind die gesundheitlichen Folgen einer BED anders: Die Betroffenen leiden nach einiger Zeit an Übergewicht und können wiederum an daraus resultierenden Krankheiten leiden.

Ähnlich zur Bulimie ist jedoch das verzerrte Empfinden: Der Anblick des eigenen Körpers löst verachtende Emotionen wie Abscheu und Ekel aus. Der trotz fester Vorsätze wiederkehrende Kontrollverlust beim Essen führt außerdem zu Schuldgefühlen, depressiven Verstimmungen und Angstzuständen, die sich wiederum zu Persönlichkeitsstörungen auswachsen können. Ein Teufelskreis entsteht zudem, wenn als Reaktion auf den wachsenden Frust noch mehr ungesunde Nahrungsmittel verzehrt werden.

Ursachen der BED als häufigste Essstörung

Mit schätzungsweise vier Prozent der Bevölkerung ist die Binge Eating Disorder die häufigste aller Essstörungen. Ursachen sind der kursierende Schlankheitswahn, ein Überangebot an Lebensmitteln, persönliche Ursachen, genetische Faktoren sowie Lernerfahrungen oder traumatische Erlebnisse. Auch Langeweile, Einsamkeit und ein unstrukturierter Tagesablauf können die BED begünstigen. Klinisch relevant wird das der Binge Eating Disorder zu Grunde liegende Essverhalten, wenn es gesundheitsschädliche Ausmaße erreicht und von einem Kontrollverlust geprägt ist.

Diagnose und Therapie der Binge Eating Disorder

Tückisch an der Binge Eating Disorder ist nicht nur der drohende Sog in eine verheerende Selbstzerstörung mit langfristiger Schädigung der Gesundheit, sondern auch, dass BED nur selten von Familie und Freunden bemerkt wird. So gibt es mutmaßlich eine hohe Dunkelziffer. Bemerkt wird die Binge Eating Disorder bestenfalls, wenn größere Essensmengen gelagert werden oder bei den Betroffenen eine deutliche Gewichtszunahme auffällt. Umso wichtiger ist es, dass von der Binge Eating Disorder betroffene Personen selbst die Initiative ergreifen und professionellen Rat beim Hausarzt oder Psychiater suchen.

Wird ein Patient mit Verdacht auf BED beim Psychiater vorstellig, folgt ein gründliches Arzt-Patienten-Gespräch, in welchem der Psychiater die Ausmaße der Essattacken genauer ergründet. Nicht in jedem Fall liegt eine psychische Störung vor. Um eine Störung auszuschließen oder ggf. eine andere Form von Essstörungen wie etwa Bulimie festzustellen, können zudem körperliche Untersuchungen sinnvoll sein.

Folgeerkrankungen oder ein auffälliger BMI (Übergewicht) sind hierbei erste Hinweise für den Arzt. In der Regel werden vorsorglich auch die Blutfett-, Blutzucker- und Harnsäurewerte überprüft. Herz-Kreislauf-Erkrankungen, die infolge dieser Störung auftreten können, werden hingegen durch eine Blutdruckmessung sowie ein EKG hinterfragt.

Therapie der Binge Eating Störung

Ist die Diagnose eindeutig, wird der Psychiater zu einer multimodalen Therapie raten, die ambulant möglich ist. Das heißt, es werden ohne Krankenhausaufenthalt nicht nur die Essanfälle als solches, sondern auch die physischen Symptome einzeln behandelt. Zudem fordert der Arzt in der Regel genauere Informationen ein, sodass der Patient die künftigen Essattacken genau protokollieren soll. In welchen Situationen treten die Essanfälle auf, wie heftig verlaufen sie und welche Gefühle folgen?

Lassen sich wiederkehrende Muster erkennen, kann die Störung durch eine Psychotherapie behandelt werden. Die in dieser Therapie vermittelten Strategien helfen dem Patienten zur Selbsthilfe. Außerdem kann das Übergewicht eine Physiotherapie sinnvoll machen. Informationen zu gesunder Ernährung und Kontakt zu weiteren Experten, um die Akzeptanz gegenüber dem eigenen Körper zu erhöhen, sowie eventuell medikamentöse Unterstützung bilden weitere Säulen der Therapie gegen BED.

Rückfallrisiko bei Binge Eating Disorder

Essstörungen sind in der Regel gut behandelbar, jedoch besteht in den meisten Fällen ein deutliches Risiko für einen Rückfall. Ob die Essstörung zurückkehrt, hängt entscheidend davon ab, wie lange die Essanfälle schon den Alltag des betroffenen Menschen bestimmt haben. Betroffenen wird daher dringend empfohlen, lieber gestern als heute zum Arzt zu gehen. Je früher die Therapie angegangen wird, desto wahrscheinlicher ist eine langfristige Entwöhnung. Im Schnitt, so schätzen Experten, kann die Essstörung 14 Jahre dauern. Wer jedoch in professioneller Beratung ist, hat gute Chancen diese zerstörerische Krankheit zu überwinden.
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