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Kontrollzwang

Kontrollzwang

Der Kontrollzwang ist eine Form der Zwangsstörung, die im Internationalen Klassifikationssystem ICD-10 mit dem Schlüssel F4 den Neurotischen-, Belastungs- und somatoformen Störungen zugerechnet wird. Deutschlandweit sind etwa zwei Prozent der Bevölkerung von dem Krankheitsbild Kontrollzwang betroffen.

Verhalten bei Kontrollzwang

Betroffene Menschen dieser psychischen Erkrankung haben den inneren Zwang, ein und die selbe kontrollierende Handlung immer wieder zu wiederholen. Um welche kontrollierende Handlung es dabei geht, kann unterschiedlich sein. Beispiele sind das mehrfache Abschließen der Wohnungstür oder das wiederholte Ein- und Ausschalten von Elektrogeräten. Jedoch sind sich die Betroffenen durchaus der Sinnlosigkeit ihrer irrationalen Handlung bewusst, was ein extrem qäulendes Selbstbewusstsein zur Folge haben kann. Da der Betroffene aber Geisel seiner Angst ist, findet er keinen Ausweg, den Teufelskreis seiner Zwangshandlungen zu verlassen.

Meistens tritt der Kontrollzwang schon im Kinder- oder Jugendalter auf und resultiert aus Zwangsgedanken. Auf unwillkürlich wiederkehrende Gedanken folgt wiederkehrendes Verhalten. Auch die meisten gesunden Menschen kennen das Prinzip quälender Gedanken gut aus dem eigenen Leben: "Habe ich eigentlich das Fenster geschlossen, bevor ich aus dem Haus bin?" - Die meisten Menschen können die Gedanken an mögliche Konsequenzen dann verdrängen. Der Unterschied beim Kontrollzwang ist, dass die Betroffenen nun nicht anders können, als mehrmals die Haustür auf- und zuschließen, um sich ganz sicher zu sein. Über dieses Vorgehen soll Angst verdrängt werden, etwa Angst vor Einbrechern. Nicht selten ritualisiert sich dieses Verhalten schnell, sodass eine exakte Anzahl an Wiederholungen notwendig ist, um den Kontrollzwang zu erfüllen und die Angst zu lindern. Wehren sich Betroffene gegen den Zwang, entstehen hingegen extreme Angstgefühle, die nur wieder durch das Erfüllen des Zwangs abgebaut werden können.

Ursachen des Kontrollzwangs

Wie ein Kontrollzwang mitsamt Zwangsgedanken entsteht und welche Ursachen er hat, ist noch nicht eindeutig geklärt. Offenbar spielen aber mehrere Faktoren eine Rolle. Beispielsweise besteht unter Nachkommen von Personen, die von einem Kontrollzwang betroffen sind, ein höheres Risiko, ebenfalls an einem Kontrollzwang zu erkranken. Andererseits spielen aber auch psychosoziale Faktoren eine Rolle, also eigene, womöglich traumatische Erfahrungen mit der Umwelt.

Drittens wird eine Stoffwechselstörung im Gehirn als Ursache gewertet, denn der Kontrollzwang korreliert mit einem Serotoninmangel. Serotonin, auch 5-Hydroxytryptamin oder Enteramin genannt, ist ein Gewerbshormon und Neurotransmitter, der unter anderem im Zentralnervensystem vorkommt und dort der Signalübertragung dient.

Therapie bei Kontrollzwang

Ein Kontrollzwang ist mit einer Therapie relativ gut behandelbar, jedoch nicht unbedingt heilbar. Den Anfang macht in der Regel das Gespräch mit dem Psychologen oder Psychiater. In diesem Gespräch wird ergründet, ob das beschriebene Verhalten einer Zwangsstörung entspricht. Die Dauer des zwanghaften Verhaltens, die Ritualisierung und die Einschränkung des Alltags werden sensibel und vertraulich besprochen.

Liegt eine Zwangsstörung vor, kann eine Kombinationstherapie folgen. In dieser Therapie aus mehreren Elementen, mitunter unterstützt durch Medikamente wie Antidepressiva, lernt der Betroffene mit professioneller Hilfe, wie er sich dem Zwang widersetzen kann. Der Erfolg der Therapie hängt davon ab, wie ausgeprägt und gewohnt das Verhalten bereits ist und welche Rolle die Zwangsgedanken dabei spielen. Zudem ist die bestehende Angst als Antrieb der Zwangsstörung von Bedeutung.

Umso wichtiger ist es für Betroffene eines Kontrollzwangs, sich möglichst schnell einem Experten anzuvertrauen, um das Verhalten nicht länger als Routine anzugewöhnen. Dass man zu spät professionelle Hilfe suchen kann, ist jedoch nicht der Fall. Zudem werden betroffene Menschen feststellen, dass sie mit einem Psychiater oder Psychologen während der Therapie offen über ihre Zwangsstörung sprechen können. Während Außenstehende die Zwangshandlungen oft nur belächeln und Betroffene nicht selten ausgrenzen, haben Psychologen und Psychiater das nötige Wissen, um die Symptome zu verstehen. Sie werden in der Therapie alles daran setzen, den betroffenen Menschen die Angst zu nehmen, die Zwangshandlungen aufzulösen und dem Patienten wieder einen lebenswerten Alltag und ein stimmiges Selbstbild zu eröffnen.
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